Behandlung von Angstpatienten bzw. Zahnbehandlungsphobikern
Wir fangen Sie auf und kümmern uns mit viel Verständnis um Sie. Unser Ziel ist es stets, Ihnen genügend Sicherheit zu geben, unsere Praxis unbeschwert betreten zu können. In extremen Fällen findet die Behandlung in Vollnarkose oder Dämmerschlaf statt. Langfristig arbeiten wir mit Ihnen gemeinsam an Wegen, auch ohne diese Hilfsmittel auszukommen. Mehr »
Zugegeben, die Mehrzahl von uns bekommt ein flaues
Gefühl in der Magengegend, ein erhöhtes Stressniveau mit typischen
Symptomen wie erhöhtem Pulsschlag, Schwitzen oder auch erhöhte
Atemfrequenz , aber vielleicht auch eine überkommende Ängstlichkeit.
So geben 75 Prozent der Gesamtbevölkerung an Angst vor dem Zahnarzt
zu haben. Nur 5 Prozent geben an, relativ angstfrei zum Zahnarzt zu gehen.
Letztlich sind dies gesunde Reaktionen auf Situationen in denen man nicht
alles unter der eigenen Kontrolle hat, weder die Handlungen des behandelnden
Zahnarztes, eventuell aber auch nicht die eigenen Reaktionen während
einer Behandlung in der auch mit Schmerzen zu rechnen ist. Die kurz- und
langfristigen Konsequenzen die mit einem gesunden Kiefer einhergehen und
die Erfahrung, dass die erwarteten negativen, vielleicht sogar unerträglichen
Begleiterscheinungen der Behandlung (z.B. Schmerzen) nicht, oder nicht
im erwarteten Ausmaß eingetreten sind, motivieren uns unser Gebiss
zu pflegen und bei ersten Beschwerden den Zahnarzt zu konsultieren.
Liegt doch dem akuten Schmerz bekanntlich eine Warnfunktion inne, die
uns zum Handeln veranlasst. Außerdem gilt kulturunabhängig
ein strahlendes Gebiss als Ausdruck von Vitalität, Erfolg und Fitness.
Anders verhält es sich bei Patienten, deren Angst so stark ausgeprägt ist, dass unter Klinikern von einem unabhängig zu behandelnden Krankheitsbild gesprochen wird, dem der Zahnbehandlungsangst bzw. Zahnbehandlungsphobie. Prominentes Merkmal dieser Störung ist, neben den körperlichen intensiven teils überflutenden Angstreaktionen mit einhergehender Befürchtungen die Kontrolle über sich zu verlieren, das ausgeprägte Vermeidungsverhalten dieser betroffenen Patienten in Verbindung mit katastrophisierenden Erwartungen hinsichtlich der Zahnbehandlungen, wie der Vorstellung in Ohnmacht zu fallen, zu sterben oder verrückt zu werden - obwohl die betroffenen Patienten erkennen , dass die Angst übertrieben und unvernünftig ist.
Ausgehend von der Vermeidung des Zahnarztbesuchs im Rahmen einer Prophylaxe bei der möglicherweise erstmals Schmerzen auftraten, werden zunehmend alle Situationen gemieden die mit dem Thema Gebiss oder Kiefer in Zusammenhang stehen, wie z.B. Zähneputzen, der morgendliche Blick in den Spiegel, das kauen fester Nahrung usw. So können Jahre bis Jahrzehnte vergehen, während der Kieferzustand sich zunehmend verschlechtert und die Beschwerden ein Ausmaß angenommen haben, welche dann in der zahnärztlichen Notfallaufnahme behandelt werden müssen. Das Vermeidungsverhalten der Patienten mit einem derart intensiven Angsterleben gipfelt dann in dem Wunsch nach einer vollnarkotischen Behandlung mit allen möglichen Risiken, jedoch dem Resultat einer weiteren Aufrechterhaltung seiner Störung, da er niemals die Erfahrung macht seine Angst sukzessive bewältigen zu können. Die moderne zahnärztliche Behandlung verfügt heute über psychologische Methoden mit deren Hilfe ein langfristiger Angstabbau bei Phobiepatienten mit 70 prozentigem Erfolg erreicht werden kann.
Das Ziel einer Behandlung von Patientinnen/-en mit einer Angsterkrankung ist vor allem, ihn zur Aufgabe seiner Vermeidungshaltung zu bewegen. Daher ist eine Behandlung in Vollnarkose allein ungeeignet, das Problem zu lösen. Nach einer Differenzialdiagnostik von Angst und Phobie wird das weitere Vorgehen, je nach Sachlage, mit den Patientinnen/-en vereinbart. Dabei kann, bei einem entsprechenden Krankheitsbild, sinnvoll sein, erste Behandlungsschritte in Intubationsnarkose durchzuführen. Danach oder parallel dazu sollte sich jedoch, in Zusammenarbeit mit dem Angsttrainer, die Patientin / der Patient vom Zahnbehandlungsphobiker oder Zahnbehandlungsangsterkrankten zu einem normal ängstlichen Patienten entwickeln. Viele Behandlungsschritte, die nach einer ersten, umfangreichen Sanierung des Zahnbestandes erfolgen müssen (z.B.: Zahnreinigung, Füllen kleinerer Zahndefekte usw.) rechtfertigen keinesfalls den Aufwand und das Risiko einer Narkose. Menschen mit Zahnbehandlungsangst oder Zahnarztphobie sollte geholfen werden, ihre Angst in den Griff zu bekommen. Dazu gibt es vor und während einer Behandlung eine Vielzahl von Hilfsmitteln.
Der Behandlungsverlauf kann sehr unterschiedlich sein, je
nach Ausprägung der Angst oder Phobie. So wurden in unserer Praxis
Angstpatienten nach einem ausführlichen Beratungstermin von ca. 1
Stunde ohne Prämedikation unter Lokalanästhesie behandelt. Allerdings
wurde auch schon bei Patienten mit schwerer Zahnarztphobie zunächst
mit zwei Sitzungen in Intubationsnarkose eine umfangreiche Sanierung vorbereitet.
Außerordentlich wichtig und sinnvoll ist die gleichzeitige Begleitung
der zahnärztlichen Maßnahmen durch den Angsttrainer um die
Patienten aus Ihrer Verweigerungsposition herauszuholen und eine folgende
zahnärztliche Therapie unter Lokalanästhesie, anfangs evtl.
mit Beruhigungsmitteln als Prämedikation, zu ermöglichen.